Besuch der Justizvollzugsanstalt in Amberg

Vormittags Arbeit, nachmittags zu Besuch in der Justizvollzugsanstalt: Am Mittwoch, den 29.Mai.2019 besichtigten das erste und zweite Lehrjahr der Volksbank-Raiffeisenbank Amberg eG gemeinsam mit Frau Löw die JVA in Amberg.

Nachdem alle angekommen sind, ging es auch schon los: Wir wurden von zwei Justizvollzugsbeamten herzlich begrüßt und durch verzweigte Gänge geführt, die aber nur wenig an ein typisches Gefängnis erinnern: Die Wände waren in einem warmen Gelbton gestrichen, lediglich die Gitter an den Fenstern ließen die wahre Gestalt des Gebäudes erahnen. Bei einer kleinen Stärkung mit Kaffee und Gebäck stellten sich die beiden Herren vor und erzählten uns einiges über das Wesen des Strafvollzuges. Beispielsweise räumten Sie Vorurteile gegen Gefängnisse auf, die in den Köpfen der Menschen vermutlich noch stecken: Den ganzen Tag hinter Gittern sitzen und harte Arbeit vollrichten.

Doch dies ist ganz und gar nicht der Fall: Es wurde uns ganz explizit erklärt, dass die Häftlinge sich nicht bis zur Entlassung die Zeit totschlagen, sondern während des Strafvollzuges die Chance bekommen, sich zu bessern, wieder einzugliedern, zu arbeiten und vor allem auf die Entlassung vorbereitet zu werden. Wir staunten nicht schlecht, als uns gesagt wurde, dass man hierbei eine komplette Ausbildung abschließen kann und sogar seinen Schulabschluss nachholen könnte, wenn man wolle. Auch war es möglich viele, unterschiedliche Berufe im Gefängnis auszuüben, wie beispielsweise Bäcker, Schreiner, Gärtner und viele mehr.

Natürlich waren wir unglaublich neugierig und stellten eine Menge Fragen. Geduldig beantworteten die Beamten uns diese Fragen und dann ging es an das Eingemachte: Wir sollen einige Zellen und sogar den Gefängnishof sehen dürfen! Uns schlug ein Geruch von kaltem Rauch entgegen, als wir die Häftlingszelle betraten. Kein Wunder, denn die Häftlinge dürfen sich zweimal im Monat bei einem Händler Waren von dem eigenen erarbeiteten Geld kaufen und das meist gekaufte Gut waren dabei Tabakwaren und Kaffee. Das Zimmer war schlicht bestückt: Betten, ein Tisch, ein Waschbecken, ein Schrank und natürlich ein Fernseher. Anfangs hatten die Justizvollzugsbeamten ihre Zweifel einen Fernseher in jeder Zelle einzuführen, aber es stellte sich als eine gute Innovation heraus. Die Unruhen, die am Abend nach getaner Arbeit begannen, hörten seit deren Einführung augenblicklich auf.

Anschließend wurden wir durch den Gefängnishof geführt und trafen schon auf die ersten Häftlinge, die sich beim Fußballspiel auspowerten. "Sport ist ein wichtiger Ausgleich für die Gefangenen. Dadurch können sie Aggressionen und Stress auf eine gesunde Möglichkeit loswerden, ohne dass sie sich selbst oder jemand anderen verletzen", erklärte uns der Beamte.

Danach wurden wir durch die Schreinerei geführt, in der Hochbetrieb herrschte. An der Außenmauer entlang wurde uns erklärt, dass der Bereich rund um die Mauer in verschiedene Zonen geteilt wird.

Die letzte Station unserer Tour war die Kirche. Verwundert fragten wir uns, ob die Häftlinge wohl oft am Gottesdienst teilnahmen und tatsächlich: "Insbesondere an Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern ist die Kirche gut besucht", erklärte uns der Wärter.

Schlussendlich wurden wir zum Ausgang geführt und uns wurden unsere Wertsachen und Smartphones wieder ausgehändigt, welche wir zu Beginn abgeben mussten. Nach einem gemeinsamen Abschlussfoto bedankten wir uns recht herzlich für diese interessante Führung durch die JVA Amberg, bei der wir auch hinter die Facetten des Gebäudes schnuppern durften, das wir alle bis dato nur von außen bestaunen durften.